Montag, 2. Dezember 2013

Eva unterwegs


Ihr werdet es vielleicht nicht vermuten, da Evas engstirnige Art eigentlich erwarten lässt, dass sich ihr Horizont maximal bis nach Hinterdupfing beschränkt, aber sie ist ein wirklich sehr bereister PC!

Immerhin ist sie ja ein Laptop. Ok, also alle Funktionen einen Laptops sind nicht mehr gaaanz so vorhanden (Zitat: „Was kann ich denn dafür, wenn du meinen Akku so runterschranzst???“). Jedenfalls ist Evas Akkulaufzeit auch nicht mehr das, was sie mal war („Wie bitte?!“). Und ja, das ist mein Fehler, aber eine Stunde Arbeit ohne Ladekabel ist schon drin, wenn man ihr das Internet und Ton wegnimmt, nur ein Programm verwendet, den „Silent“-Modus einschaltet, die Bildschirmhelligkeit reduziert und natürlich ein paar simple Voodoo-Rituale zur Huldigung des Akku-Gottes praktiziert.

Heute (als ich dies schrieb) fahren Eva und ich nach Passau und das ganz ungewöhnlich für uns: mit dem Zug! Ich muss zugeben, so bequem reise ich selten. So billig Mitfahrgelegenheiten (MFG) und Busse sind, so anstrengend ist das Reisen mit Ihnen. 

Hier ein kurzer Abriss zum Thema MFG:

Am Anfang meiner Stuttgartzeit war ich begeisterte MFG-Nutzerin. Eva blieb zwar meist, um allen anderen  Insassen des Autos nicht zu zerquetschen, in ihrer Tasche („Ich hab vielleicht zugenommen, aber SO FETT bin ich dann doch nicht!!!“). 


Das Schöne an MFGs ist die Gesellschaft.

Wer vor allem anfangs fehl am Platz ist in der neuen Stadt und manchmal doch nach sozialen Kontakten lechzt, ist hier gut aufgehoben. Allein die Tatsache, dass die MFG ja aus der selben Gegend wie man selbst, bringt die Konversation ins Laufen und man kann endlich mal den Frust über die neue Heimat mit einer lustigen MFG-Lästerrunde zu genüge abbauen. Aber Achtung: Wenn Einheimische im Auto sind, die eure Heimat nur kurz besuchen, dann lasst das Lästern lieber. Ihr wollt ja keinen schlechten Eindruck über euer Heimatvölkchen bei ihnen hinterlassen.

Das Beschissene (man vergebe mir die Wortwahl) an MFGs ist die Gesellschaft.

Hierzu eine kurze Anekdote: Wie bereits erwähnt, WAR ich begeisterte MFG-Nutzerin. Das änderte sich langsam, aber stetig, als mir die Gesellschaft zu viel wurde und ich besonders emotional das Alleinsein nach dem Heimatbesuch benötigte. Jedoch geht „Alleinsein“ auch in MFGs. Ist zwar nicht besonders nett, der Person gegenüber, die teilweise wegen der Konversation extra eine MFG-Anzeige geschaltet hat, aber wird natürlich geduldet. Man kann ja niemanden zwingen zu reden. Vor allem bei Nachtfahrten ist das absolut ok, da der Fahrer sich konzentrieren muss. 

Jedenfalls spielte ich „damals“ (ist ja jetzt nicht sooo lange her) mit dem Gedanken auch mal andere Verkehrsmittel zu testen, als ich auf Christian traf. 

Christian, Mitte 40, Chef einer großen Stuttgarter IT-Abteilung, hagerer Kerl mit krass hervorstehenden Augen (Ich vermutete, dass er unter Krebs litt, da große Augen bei Krebspatienten ein deutliches Merkmal auf die Härte der Krankheit ist. Es stellte sich heraus, dass er tatsächlich vor Kurzem einen Krebs überwunden hatte.). Christian war meine Montags-MFG. Er klang sehr nett am Telefon und verlangte einen adäquaten Preis für die Strecke Nürnberg-Stuttgart. Neben mir, nahm er auch noch einen Luft- und Raumfahrtstudenten mit. 

Nun ja, Christian verhielt sich irgendwie komisch. Er sprach auch komisch. Doch wie wir Deutschen eben sind, waren wir beiden Mitfahrer zu schüchtern zu fragen, was denn los mit ihm sei. (Dumm eigentlich. Immerhin vertrauen wir unserem MFGs unsere Sicherheit an… :D) Im Nachhinein bin ich wirklich dankbar, dass ich an diesem Montag noch dringend einen Vortrag für meine Softskills-Vorlesung vorbereiten musste, den ich noch am selben Tag halten sollte. So saß ich hinten auf der Rückbank und tat beschäftigt (war ich teilweise auch), aber eigentlich hörte ich belustigt dem Gespräch vor mir zu.

Denn wir mussten ihn gar nicht nach seinen „Leiden“ fragen. Das tat er schon von ganz allein. Er erzählte uns von seinen besonderen Gaben, die er sich durch Jahrelanges Training erarbeitet hatte: die Fähigkeit am Telefon, die Aura eines Menschen zu bestimmen, die Fähigkeit, den „Wasserstand“ und dessen „Wasserverhalten“ (Ja, wann er/sie aufs Klo geht) anhand der Farbe der Augenringe zu erkennen, die Fähigkeit, sich in eine Trance zu versetzen, die ihm den Weg zur höheren Energie ebnet, nachdem er sich 2 Stunden lang an seinen Beinen aufgehängt hatte, etc…

Und wenn ihr denkt, das war schon freaky, dann habt ihr euch geschnitten! 

Christian hatte offenbar während dem Krankheitsverlauf verzweifelt nach einer Heilung gesucht und war auf einen „Guru/Heiler“ in einem rumänischen Asylantenheim Nähe Fürth gestoßen. 

Dieser Guru war sein Messias und für mich, die ja mit Heilkunde bzw. auch einem dezenten Maß an Esoterik aufgewachsen ist, war der Kerl, der genialste Hochstapler aller Zeiten gewesen. 
Mr. Ich-wohne-im-Asylantenheim-um-näher-an-der-Jugend-mit-ihren-Problemen-zu-sein behauptete eine Heilkunde aus Japan zu praktizieren, die er ganz simpel aus dem Grundwissen der traditionellen chinesischen Medizin, div. japanischen Ehrenkodizes, Aspekten des christlichen Glaubens und (Achtung! Achtung!) Senioren-Yoga zusammengestellt hatte.   

Alles in Allem: das Beste aus allen Gebieten.

Und Christian fand darin seine geistige Heilung. Schön, eigentlich. Aber wie mit jeder Religion das so ist: Sie sind wie Schwänze. Es ist ok eine zu haben und stolz darauf zu sein, aber wenn man sie Wildfremden ins Gesicht hält, ist das nun mal nicht ok. 

Gegen Ende der Fahrt traute ich mich dann doch noch, seine Ansichten zu kommentieren. Jetzt war’s ja egal ob er mich rauswarf (*grins*). 
 Dennoch hielt ich mich eher bedeckt und endete meinen kleinen Monolog auf den billigen Plätzen (Rückbänke sind tatsächlich unbeliebt bei Mitfahrern) mit meinem Lieblings-Einstein-Zitat:

„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“

Ich wurde nicht rausgeworfen. Ich zahlte meine Fahrt und sah vom anderen Gleis aus, wie Christian (von da an „der Mitfahrprediger“), meinem Leidenskollegen noch seine Leibesübungen, die ihm ja die Gesundheit gerettet hatten.


Schmunzelnd stieg ich in die nächste S-Bahn und wählte die Nummer meiner Großmutter.
„Hallo?“
„Hi, hier ist Deddi. Sag mal wusstest du eigentlich, dass deine Yoga-Übungen, die morgens um 8 im Seniorenfernseh kommen, Krebs heilen können?“


Ich habe noch nie so lange und so laut in der S-Bahn gelacht wie an diesem Montagmittag.

Mein PC und ich

Hi, ihr Lieben,

nach langer Pause habe ich beschlossen euch mal wieder ein wenig an meinem Leben teilhaben zu lassen!

Gerade jetzt ist zwar mal wieder super doof, weil meine Kamera den Geist aufgegeben hat und ich somit höchstens Bilder mit der Qualität einer Kindergartenzeichnung (sagt hallo zu meinem Handy!) posten kann.

ABER EGAL! IHR WOLLT EINEN BLOG?!

DEN KÖNNT IHR HABEN!

SUCHT IHN DOCH! IRGENDWO AUF DER GRANDLINE...

Ok, ich schweife vom Thema ab...

Jedenfalls hat man mich angehalten, wieder gesprächiger zu sein.

Jedoch  kann ich das alleine nicht und so habe ich mir Eva mit ins Boot geholt.

Ihr kennt Eva schon aus einem minder-fröhlichem Post. Sie ist mein Laptop. Sehr nett, die Süße, aber doch ein wenig schrullig. Sie ist einfach ein echter Franke.
Immerhin wurde sie im TeVi Nürnberg eingekauft!

Eva hat im Laufe der Jahre ein Eigenleben entwickelt und dementsprechend auch einiges der Welt mitzuteilen. Seid bitte lieb zu ihr!

In Liebe,

Deddi