Mittwoch, 29. Januar 2014

Die 5 Phasen des Lernens



Eva hat sich Urlaub genommen. Sie ist grad eh nutzlos, weil sie mir beim Lernen nur im Weg steht oder mich ablenkt. Nachdem sie 3 Tage nicht im Betrieb war und sich über meine mangelnde Aufmerksamkeit echauffiert hat, verkroch sie sich in die nächste Ecke und spricht nicht mehr mit mir.


Auch gut. Brauch sie ja nich. 


Die Skripte sind ausgedruckt, damit ich dumme Kommentare und wütende „Ich-versteh-das-nicht“-Blitze auf ihnen hinterlassen kann.

Habe mir extra nochmal ein paar Kullis aus dem Studienbüro geklaut, sollte mir ja die Tinte ausgehen und mein Vorrat an Süßigkeiten ist auch wieder in seiner ganzen Pracht zu sehen.


Alles gut. Naja, fast. 


Motivation zum Lernen war noch nie meine große Stärke. Ich kann zwar gut „Nein!“ zu Einladungen sagen, die mich von meiner heiligen Arbeit abhalten könnten, aber zum Arbeiten selbst komm ich leider selten.


Stattdessen mach ich mir Listen mit Dingen, die ich NACH den Prüfungen tun könnte oder möchte oder räum mal wieder auf oder versuche ein neues Rezept oder…. 


Relativ schnell zeichnet sich dann ab, dass ich mein optimales Lernpensum nicht erfüllen kann. 2 Tage später merke ich, dass selbst die abgemagerte Version vom optimalen Pensum nicht mehr möglich ist. Kurz darauf sehe ich ein, dass auch ein durchschnittliches Pensum unerreichbar scheint, bis ich letztendlich mit dem minimalsten Aufwand, versuche eine fantastische Note zu bekommen (d.h. zu bestehen).



An diesem Punkt angekommen, gibt es für die meisten keine Ruhe mehr.

Ironischer Weise kann man ab hier ähnliche Emotionen wie die 5 Phasen des Sterbens nach Elisabeth Kübler-Ross beobachten:


1. Nichtwahrhabenwollen und Isolierung (Denial) 

Du weißt, du schaffst es nicht mehr, aber redest dir ein, doch noch alles hinzubekommen. Mit viel Aufwand geht das schon… Meeep! Falsch gedacht! Um deine Illusion von einem perfekten Lernprozess wahr machen zu können, sagst du sämtliche Verabredungen und Versuchungen ab. Allein das, versorgt dich schon mit einem gewissen Funken von Befriedigung. Dies ist vermutlich der längste Prozess, da er bis kurz vor der Prüfung anhält.

2. Zorn (Anger)


Alles klar: Die Welt ist scheiße. Warum muss ich den Kack überhaupt machen? Ich brauch das NIE WIEDER! NIE! Wenn die dumme Kuh von Lehrerin/Dozentin nicht so viel Stoff noch zum Schluß gemacht hätte, würde ich suuuuper durchkommen, aber neiiiin! Alles ihre Schuld! (Anm. d. R.: sie könnte auch er sein! Wir sind ja schließlich gleichberechtigt.)


3. Verhandeln (Bargaining)

Wir schlagen einer höheren Macht oder jemanden, den wir als solche sehen, einen Deal vor. „Hey, [insert godly being here], wenn du mich am Tag der Prüfung ohnmächtig umfallen lässt/einen Todesschneesturm beschwörst und alle am Teilnehmen der Prüfung hinderst/mir mehr Zeit gibst, dann bin ich dir auf ewig dankbar!“ und ähnliches. Da wir recht schnell merken, dass dies kein sonderlich realistischer Weg ist, geht man recht schnell zu Punkt 4 über.



        4. Depression


„Für wen mach ich das hier eigentlich? Das hat doch alles keinen Sinn! Ich werde niemals alles rechtzeitig erledigen! Ist mir doch alles egal! Scheiß auf die Prüfung! Scheiß auf Alles! Ich verzieh mich in mein Bett!“ In der vierten Phase wird man meist aus Energiemangel von seinen Emotionen komplett überrollt und endet als recht kraftloses Nervenbündel. Man ist nahe an der Akzeptanz, aber die Trauer um die eigene Dummheit steht noch im Weg. Besser ist es also, sich kurz zurückzuziehen und ein wenig die „Depression“ auszukosten. Manchmal muss man sich einfach selbst bemitleiden.



        5. Akzeptanz (Acceptance)


Ok, man hats versaut. Noch 13 Stunden bis zur Prüfung? Schlafen lassen wir also sein. Mein Gott, passiert. Bin ja selbst schuld. Wenn man die Akzeptanzphase erreicht, bedeutet das meist, dass die Konzentration sich auf ein Maximum steigert. Man hat nach all dem emotionalen Chaos endlich einen klaren Kopf und sieht sowohl seinen Fehler, als auch Schwächen. Leider akzeptiert man seine Faulheit erst recht spät und so kann das Potenzial nie vollkommen ausgenutzt werden, da sie u.a. nur bis zur Prüfungsabgabe anhält.


Ok, ok, ich weiß, Lernen mit Sterben zu vergleichen ist ein wenig obskur, aber mir gefiel die Metapher. Amüsant ist es trotzdem. So viel also zu meinem Lernalltag. ;P

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